Winterthur St. Peter und Paul
Die 1868 erbaute, neogotische Kirche St. Peter und Paul Winterthur ist das erste katholische Gotteshaus, das nach der Reformation auf Zürcher Gebiet gebaut werden durfte. Ihre Entstehungsgeschichte ist eng mit dem Kampf der Zürcher Katholiken nach Anerkennung verbunden.
Patrozinium | St. Peter und Paul |
Baujahr | 1868 |
Architekt | Karl Wilhelm Bareiss |
Quartier | Winterthur-Neuwiesen |
Pfarreigrösse | 4’400 |
Geschichte
Nach einer bewegten Vorgeschichte wurde am 10. August 1862 in Winterthur erstmals seit der Reformation wieder ein offizieller katholischer Gottesdienst gefeiert. Nachdem sich die Katholiken bereit erklärt hatten, eine kirchliche Körperschaft zu bilden, unterstützte sie der Stadtrat beim Bau ihrer Kirche. Als Standort bestimmte er das neu entstehende Quartier Neuwiesen.
Für die Planung wurde 1864/1865 ein Wettbewerb veranstaltet, aus dem das Projekt des Winterthurer Stadtbaumeisters Karl Wilhelm Bareiss siegreich hervorging. Die Bauarbeiten setzten im Sommer 1866 ein, und zwei Jahre später war die Kirche fertiggestellt. Am 5. Juli 1868 segnete Dekan Rüttimann das Gotteshaus im Beisein von Vertretern der kantonalen Regierung samt Staatsschreiber und Dichter Gottfried Keller sowie des Stadtrats von Winterthur ein.
Der Innenausbau der Kirche musste aus Kostengründen zunächst hinausgeschoben werden. Deshalb war das Schiff 1868 bloss mit einer Flachdecke überspannt, und einfache Tischaltäre sowie eine schlichte Kanzel dienten als Notausstattung. Bis 1887 besass die Kirche auch kein richtiges Geläut. 1883 konnte dann der Ausbau an die Hand genommen werden und wurde innerhalb von zehn Jahren zügig zu Ende geführt. Am 10. Juli 1897 konnte Bischof Johannes Fidelis Battaglia die fertig ausgestattete Kirche einweihen.
1925 wurde das Gotteshaus durch den Anbau einer Sakristei erweitert. Gleichzeitig renovierte man das Äussere der Kirche. Zwischen 1939 und 1946 erfolgte eine umfassende Sanierung des Innenraums. Die reich ornamentierten Glasmalereien ersetzte man im Chor durch einfachere Buntglasfenster, im Schiff durch helle Fensterscheiben mit einzelnen Heiligenbildern. Von der ursprünglichen Ausmalung blieb schliesslich nur die neogotische Gewölbemalerei erhalten. Diese massiven Eingriffe wurden bei der Gesamtrenovation von 1982–1984 weitgehend korrigiert. Damals wurde auch die Orgel durch ein Instrument der Firma Späth mit 36 Registern ersetzt.
Architektur & Kunst
St. Peter und Paul bildet neben dem Stadthaus von Gottfried Semper ein Hauptmonument der aufstrebenden Industriestadt Winterthur. St. Peter und Paul präsentiert sich als typische neogotische Kirche, bestehend aus einem Längsbau mit steilem Satteldach, hohen Masswerkfenstern und fialengeschmückten Strebepfeilern. Das Chorhaus ist niedriger als das Schiff und weist einen polygonalen Abschluss auf. Die Eingangsfassade wird vom Frontturm überragt, der sich über der Vorhalle der Kirche erhebt. Das Innere ist seit der letzten Renovation nahezu wieder auf dem Stand von 1897.
Der Hauptaltar gilt als Glanzstück der Kirchenausstattung und thematisiert das Leben und Wirken von Jesus Christus. Der Altar stammt aus dem Jahr 1897.
In einem reich vergoldeten neogotischen Schrein steht beim rechten Seitenausgang eine Kopie der sogenannten Winterthurer Madonna. Das Original (es stammt aus der Zeit um 1500) befindet sich in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Frauenfeld. Der Überlieferung nach soll diese Statue in der Reformation wegen der ihr drohenden Zerstörung dorthin gebracht worden sein.