Winterthur Herz Jesu
Die Herz Jesu-Kirche Winterthur wurde inmitten des kinderreichen Stadtteils Mattenbach errichtet. Mit ihrer markanten Erscheinung ist sie ein typisches Bauwerk der 30er Jahre, bei dem sich die Schlichtheit des Neuen Bauens mit Elementen des Heimatstils und des Monumentalismus verbindet.
Titularfest | Herz Jesu |
Baujahr | 1934 |
Architekt | unbekannt |
Pfarreigrösse | 2’300 |
Quartier | Winterthur-Mattenbach |
Geschichte
Der Winterthurer Stadtteil Mattenbach wird von grossen Genossenschaftssiedlungen geprägt, die mehrheitlich ab den 1930er Jahren entstanden. Die Verantwortlichen der katholischen Kirche erkannten die Notwendigkeit, in diesem rasch wachsenden Stadtteil eine Pfarrei aufzubauen. Deshalb kaufte die katholische Kirchgemeinde der Stadt Winterthur per 1. Januar 1929 den Bauplatz der heutigen Kirche Herz Jesu. Am 27. August 1933 fand die Grundsteinlegung statt, am 28. Oktober 1934 wurde die Kirche Herz Jesu eingeweiht und gleichzeitig zum Pfarrrektorat erhoben. In den 1960er Jahren fand eine erste Innenrenovierung der Kirche statt, nach dem Vatikanum dann die Umgestaltung des Altarraumes in den heutigen Bauzustand sowie die Erhebung von Herz Jesu zu einer eigenständigen Pfarrei.
Archtektur & Kunst
Eine markante Schaufassade prägt das Äussere der Kirche. Eine Christusstatue, die in einer zentralen überdionsionierten Nische aufgestellt ist, verweist mit gut sichtbaren Herzen Jesu auf das Patrozinium der Kirche. Die Herz-Jesu-Verehrung fand im 19. und 20. Jahrhundert einen Aufschwung und kann als Antwort der katholischen Kirche auf die Auswirkungen des Kulturkampfs und auf die sich entwickelnden politischen Kräfte verstanden werden, die die Kirchen zu marginalisieren versuchten.
Aufgrund des Strassenverlaufs wurde die Kirche Herz Jesu nicht wie traditionell üblich geostet, sondern ist gegen Südosten ausgerichtet. Es handelt sich um einen Längsbau mit angebautem Kirchturm. Rechts von der Kirche befindet sich das Pfarrhaus, links davon das nach dem Zweiten Weltkrieg erbaute Pfarreizentrum. Die monumentale Architektur der Kirche Herz Jesu lässt sich aus der Diasporasituation und der zur Zeit der Erbauung herrschenden Wirtschaftskrise erklären. Diese Art der Architektur wollte die Gläubigen daran erinnern, dass keine weltliche Macht, sondern nur Jesus Christus und Gott das Leben der Menschen zum Guten wenden kann.
Durch die zwei Hauptportale der Kirche gelangt man zunächst in einen Vorraum und dann in den Hauptraum der Kirche. Hohe, rechteckige Fenster tauchen den Innenraum bei entsprechender Sonneneinstrahlung in gelbgleissendes Licht. Die Monumentalität der Kirche wird im Innern durch die Dimensionen des Langhauses unterstrichen. Als Wegekirche konzipiert, richtet das Gotteshaus das Augenmerk des Gläubigen auf das liturgische Geschehen im Altarraum, der durch mehrere Stufen vom Kirchenschiff abgehoben ist. Die Decke der Kirche ist ähnlich konstruiert wie die Betondecke der fast zeitgleich errichteten Kirche Bruder Klaus in Zürich-Unterstrass.
Im Zuge des Zweiten Vatikanums gestaltete man den Chor der Kirche um. Es wurde eine aus Holz bestehende, halbrunde Chorwand eingebaut, die mittels einer ringförmig in den Boden eingelassener Schiene je nach Bedarf in Richtung Kirchenwand oder in Richtung Kirchenschiff zu stehen kommt. Findet ein Gottesdienst mit nur geringer Besucherzahl statt, kann die Chorwand um 180 Grad gedreht werden, sodass die wenigen Gläubigen im grossen Chor auf Stühlen Platz nehmen können und durch die Chorwand vom leeren Kirchenschiff abgeschirmt werden.
Am 14. Dezember 1969 wurde die heutige Orgel eingeweiht. Das Instrument stammt aus der Orgelbauwerkstatt Mönch und Prachtel. Für die musikalische Gestaltung kleinerer Gottesdienstfeiern steht im Chor ein Orgelpositiv.