Zürich Herz Jesu Wiedikon
Die im Stadtzürcher Quartier Wiedikon gelegene Kirche Herz Jesu wirkt äusserlich bescheiden, ist aber noch heute über die Pfarreigrenzen hinaus von Bedeutung, nicht zuletzt weil bei ihr eine der drei katholischen Schulen der Stadt Zürich ansässig ist. In ihrer Anfangszeit war Herz Jesu Wiedikon während einiger Jahre die zahlenmässig grösste Pfarrei der ganzen Schweiz.
Titularfest | Herz Jesu |
Baujahr | 1921 |
Architekt | Josef Steiner |
Pfarreigrösse | 8’300 |
Quartier | Zürich-Wiedikon |
Geschichte
Die Mutterpfarrei von Zürich, St. Peter und Paul Aussersihl, baute nach der Jahrhundertwende im bevölkerungsreichen Quartier Wiedikon die Pfarrei Herz Jesu auf. 1916 konnte der Bauplatz an der Aemtlerstrasse gekauft werden. 1920 erfolgte der Spatenstich für die von Joseph Steiner geplante Kirche. Am 15. Juni 1921 segnete Bischof Georg Schmid von Grüneck die fertige Kirche ein und erhob Herz Jesu Wiedikon zur Pfarrei. Geweiht wurde die Kirche erst im Jahr 1956 durch Bischof Christian Caminada, als die Schulden der Pfarrei genügend abgetragen worden waren. 1925-1926 wurde das Vereinshaus Johanneum erbaut.
Um die sozial-karitativen Belange der grossen Pfarrei waren neben den Geistlichen auch Ordensschwestern tätig. Seit 1934 betrieben die St. Anna-Schwestern aus Luzern eine Krankenpflegestation. 1935 wurde ein Kindergarten eingerichtet, der von den Ilanzer Dominikanerinnen betrieben wurde. 1952 wurde die Maria-Theresia-Stiftung gegründet, die den Aufbau einer katholischen Schule, der heutigen Freien Katholischen Schule Wiedikon, vorantrieb.
Rudolf Mathys erneuerte 1967-1969 die Kirche. Gleichzeitig errichtete er an der Aemtlerstrasse eine Marienkapelle. Unter dem Chor wurde eine grosse Unterkirche mit 300 Sitzplätzen eingebaut, hinter der Kirche erfolgte der Neubau des Pfarrhauses.
2011-2013 wurde das alte Johanneum abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Bei der Weihe wurde der Neubau Johannes dem Evangelisten gewidmet.
Architektur
Herz Jesu Wiedikon ist eine neoromanische Kirche mit basilikalem Grund- und Aufriss. Das Mittelschiff ist flach gedeckt, die Seitenschiffe weisen Kreuzgratgewölbe auf. Joseph Steiner hatte die schlichte Kirche mit dem seitlich angebauten Turm im Heimatstil erbaut. Der an der Fassadenfront erfolgte Anbau in den 1960er Jahren mit der Kapelle und dem Vorbau samt Haupteingang veränderte das ursprüngliche Erscheinungsbild der Kirche.
Ausstattung
Im Jahr 1925 schuf Felix Baumhauer das monumentale Chorgemälde und den Kreuzweg auf den Längswänden des Hauptschiffs sowie die Darstellung der zwölf Apostel auf dem Tympanon über dem Apsisbogen. Diese Wandmalereien sorgten seinerzeit wegen ihrer Dimensionen und des Malstils für Aufsehen.
Bei der Renovation der Kirche 1967–1969 wurden der Kreuzweg an den Wänden des Hauptschiffs und die Darstellung der zwölf Apostel auf dem Tympanon weiss übermalt. Die ursprüngliche bemalte, bunte Kassettendecke wurde durch eine neue, schlichte Felderdecke überhängt. Bei der Kirchenrestaurierung 1967–1969 wurden auch die ursprünglichen Altäre im Haupt- und in den beiden Seitenschiffen entfernt. Durch diese Purifizierung in den 1960er Jahren verlor das Innere der Kirche seine ursprüngliche Lebendigkeit.
Die Glasfenster in den Seitenschiffen stammen aus zwei Gestaltungsepochen: Die älteren Fenster von Felix Baumhauer zeigen Szenen aus dem Marienleben. Die jüngeren Fenster wurden 1969 von Ferdinand Gehr gestaltet.
Bereits 1922 hatte die Kirche ihre erste Orgel erhalten. Das heutige Instrument stammt von der Orgelbaufirma Kuhn. Es wurde 1948 erbaut und verfügt über 41 Register.
Marienkapelle
Von der Aemtlerstrasse aus gesehen links wurde 1967–1969 ein niedriger Betonbau mit Flachdach angebaut, in dem sich die Marienkapelle befindet. Die Glasfenster der Marienkapelle stammen von Jean Bünter aus dem Jahr 1971.
Unterkirche
Die Unterkirche wird durch die Homogenität ihrer Materialien geprägt. Altar, Ambo und der Sockel des Tabernakels bestehen wie in der Oberkirche aus Granit. Der Bronzetabernakel sowie ein Vortragekreuz ergänzen die Gestaltung des Altarbereichs. Seit 1994 steht in der Unterkirche eine Orgel mit rein mechanischer Traktur und barocker Disposition. Gefertigt wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Hauser.