Zürich St. Gallus
Mit ihrer zweitjüngsten Kirche, die sie im Kanton Zürich erbauten, entwickelten die Architekten Ferdinand Pfammatter und Walter Rieger die Konzeption ihrer Kirchenbauten einen Schritt weiter. Die nahe beim Schwamendingerplatz errichtete Kirche St. Gallus ist geprägt von der parabelförmigen Überwölbung des Innenraumes, die an der Frontfassade markant in Erscheinung tritt und an der Chorwand das monumentale Glasgemälde des Kapuziners Fra Roberto Pasotti umfasst.
Patrozinium | Hl. Gallus |
Baujahr | 1957 |
Architekten | Ferdinand Pfammatter und Walter Rieger |
Pfarreigrösse | 6’500 |
Quartier | Zürich-Schwamendingen |
Geschichte
Der nach dem 2. Weltkrieg einsetzende Bauboom im einstigen Bauerndorf Schwamendingen veranlasste die Pfarrei Herz Jesu Oerlikon, dort ihre jüngste Tochterpfarrei aufzubauen. Als Gottesdienstraum zog man 1947 eine Notkirche aus Holz in Betracht. Statt dessen errichtete Fritz Metzger 1950 die Kapelle St. Gallus, einen schlichten zweigeschossigen Bau mit flachem Satteldach und einem kleinen Dachreiter.
Auf den 12. Dezember 1950 ernannte Bischof Christian Caminada Schwamendingen zur eigenständigen Pfarrei und bestimmte den als Bettelprälat schweizweit bekannt gewordenen Franz Höfliger zum ersten Pfarrer. Dieser sammelte innert weniger Jahre das notwendige Geld für den Bau der heutigen Kirche, die in den Jahren 1955–1957 errichtet werden konnte. Die erste Kirche blieb zunächst noch erhalten und diente als Werktagskapelle. 1968/1969 errichtete Hanspeter Steiner an ihrer Stelle das heutige Pfarreizentrum. Am 5. Oktober 1969 wurde die Kirche St. Gallus durch Bischof Johannes Vonderach eingeweiht. 1983 und 1987 wurden Kirche und Turm aussen saniert und das Pfarreizentrum erneuert. 2011/2012 erfolgten unter Nadine Gerber eine weitere Innen- und Aussensanierung von Kirche und Krypta.
Architektur & Kunst
Der relativ schmale Bauplatz am Hang bedingte, dass sowohl die Kapelle von Metzger wie die neue St. Galluskirche parallel zur Dübendorferstrasse platziert werden mussten. So ist die eindrückliche Giebelfassade nicht auf die Strasse ausgerichtet, von dort aus aber dank der breiten Freitreppe, die zu ihr hinaufführt, gut sichtbar. Ihr Kern ist ein gewaltiger Parabelbogen. Der grosse Fensterbogen ist strukturiert durch feine Betonstäbe. Der Kirchturm hätte ursprünglich direkt an der Dübendorfstrasse stehen sollen, doch wurde dies nicht erlaubt.
Die parabelförmige Überwölbung des Kirchraums erinnert an die Hangars des nahegelegenen Flugplatzes Dübendorf. Sie ist weit nach unten gezogen, d.h. die Seitenschiffe sind sehr niedrig. Demgegenüber hatten sich die Architekten Pfammatter & Rieger in Zürich-Enge (Dreikönigen) noch an die basilikale Tradition gehalten und in Dübendorf (Maria Frieden) zumindest ein Querschiff angedeutet. Das gewaltige Buntglasfenster in der Chorwand schuf Fra Roberto Pasotti 1987. In Anlehnung an die Rosette gotischer Kathedralen weist es eine runde, helle Mitte auf, in der das Kreuz Christi verborgen aufleuchtet und Lichtstrahlen in die blauen Aussenflächen aussendet. Auf der rechten Längsseite gestaltete Paul Monnier 1958 einen Kreuzweg, der als Glasbetonfenster im Fensterband eingelassen ist.
1969-1970 wurde der Altarraum nach Plänen von Albert Wider ans II. Vatikanische Konzil angepasst. 2017 gestaltete Reto Odermatt neben dem Taufbrunnen eine farbig gefasste Holzplastik in Form einer Wolke, aus der drei Strahlenpaare hervorgehen. Die Ausgestaltung der 2012 neu geschaffenen Kreuzkapelle stammt von Alois Spichtig und Franz Bucher.