Schwerzenbach St. Gabriel
Die derzeit jüngste katholische Kirche im Kanton Zürich besteht aus einer umgebauten Scheune – sehr überraschend, besonders wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die katholischen Kirchen im Kanton Zürich in den Anfängen oft so bescheiden waren, dass sie spöttisch „Gebetsschuppen“ genannt wurden. Wie kommt es, dass man sich – in unseren Tagen – mit einer Scheune als Gotteshaus begnügt, und zwar nicht aus finanzieller Not, sondern in voller Absicht?
Patrozinium | St. Gabriel |
Baujahr | 2017 |
Architekt | Thomas Schinkhof, Pia Kiebel |
Grösse des Seelsorgeraums | 11’700 |
Politische Gemeinden | Dübendorf, Fällanden und Schwerzenbach |
Geschichte
Bereits in den 1970er Jahren bemühte sich die Kirchgemeinde Dübendorf, zu der Schwerzenbach zusammen mit Fällanden gehört, um eine Kirche im eigenen Dorf. Das damals baufällige Haus zum Wiesenthal, ein Bauernhaus aus dem Jahr 1803 im alten Dorfkern, das 1971 erworben wurde, sollte dafür abgerissen werden, doch die Denkmalpflege stellte sich dagegen. Es folgte ein jahrzehntelanger Rechtsstreit, der erst 1997 durch ein Bundesgerichtsurteil entschieden wurde, welches die Schutzwürdigkeit dieses Gebäudes höher gewichtete als das Bedürfnis der Katholiken nach kirchlichen Räumlichkeiten.
1999/2000 erfolgte die Sanierung des Wohntraktes. Im Erdgeschoss entstanden Räume für kirchliche Veranstaltungen (heute befindet sich hier das Sekretariat) und darüber Wohnungen. Im Keller wurde eine Kapelle für 30 Personen eingerichtet. Der Scheunenteil war 1999 nur notdürftig repariert worden und drohte in den 2010er Jahren einzustürzen. Die Kirchgemeinde beschloss, den lang gehegten Wunsch der Schwerzenbacher Katholiken nach einer eigenen Kirche zu verwirklichen. 2012 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den Thomas Schinkhof und Pia Kiebel für sich entscheiden konnten. Der Ausbau, der wegen der strengen Auflagen des Denkmalschutzes hohe technische Anforderungen stellte, fand 2016/2017 statt, und am 26. August 2017 konnte Generalvikar Josef Annen das Pfarreizentrum samt Kirchenraum feierlich einweihen.
Den beiden Architekten ist es auf eindrückliche Weise gelungen, den Erhalt der alten Bausubstanz mit den Bedürfnissen eines modernen kirchlichen Zentrums in Einklang zu bringen. Der Besucher betritt es durch ein seitlich angebautes Foyer unter einem Schleppdach. Über der Küche im Erdgeschoss sind Unterrichts- und Sitzungsräume untergebracht. Ab der zweiten Etage bis unter das Dach erhebt sich auf 3½ Etagen ein Saal, der sowohl für Gottesdienste wie für andere Gemeindeanlässe gedacht ist. Ein grosser Teil der Bausubstanz musste ersetzt werden, so vor allem die Bohlenständerkonstruktion und die Fassade. Das alte Holz wurde aber so weit wie möglich wiederverwendet, die Balken z.B. für den Volksaltar, den Ambo und die Kreuzskulptur vor dem Eingang und die Bretter für die Täfelung einer Wand im Foyer. Die dem Wohntrakt gegenüberliegende Giebelseite des Saals besteht aus Glas. Aussen ist sie durch lamellenartige Bretter mit schmalen Zwischenräumen abgedeckt, sodass die Fassade an die frühere Scheune erinnert. Im Zentrum befindet sich ein grosses Fenster mit einem markanten Holzkreuz.