Rafz

Rafz Auferstehungskirche St. Maria Magdalena

Rafz

Der Name der katholischen Kirche von Rafz lässt erahnen, dass es sich um ein aussergewöhnliches Gotteshaus handelt. Eigentlich hätte sie wie die mittelalterliche Dorfkirche dem Hl. Nikolaus von Myra geweiht werden sollen, doch entschieden sich die Pfarreiangehörigen, sie Auferstehungskirche St. Maria Magdalena zu nennen. Mit der Wahl einer biblischen Figur als Patronin wollte man in einem traditionell reformierten Gebiet ein ökumenisches Zeichen setzen und mit dem Hinweis auf die Auferstehung signalisieren, dass der Kern des christlichen Glaubens nicht im Tod Jesu am Karfreitag zu suchen ist, sondern im Ostergeschehen.

Patrozinium  Hl. Maria Magdalena
Baujahr1994
Architekt  Jan Bossard 
Pfarreigrösse4’306 
Politische Gemeinden 
Eglisau, Glattfelden, Hüntwangen,
Rafz, Stadl, Wasterkingen, Weiach
und Wil 

Website der Pfarrei

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Geschichte
Nachdem 1949 in Eglisau die Kirche St. Judas Thaddäus und 1950 die Kirche St. Josef in Glattfelden erbaut worden waren, hatten die Katholiken vom Rafzer Feld die Möglichkeit, die Gottesdienste dort zu besuchen. Als mit dem Bevölkerungswachstum, hervorgerufen durch die Ansiedlung von Pendlern, die mit der Bahn rasch nach Zürich reisen können, auch die Zahl der Katholiken zunahm, kam der Wunsch nach einem kirchlichen Zentrum im eigenen Dorf auf. 1985 erhielt die Kirchgemeinde in Rafz ein Stück Land mit der Auflage, darauf innert 10 Jahren eine Kirche zu erbauen. Im Architekturwettbewerb von 1991 siegte Jan Bossard; die künstlerische Gestaltung übernahm Alois Spichtig. 1993/1994 wurde die Kirche samt Pfarreizentrum errichtet und am 27. November 1994 durch Weihbischof Peter Henrici eingeweiht.

Aussenraum
Die Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz ist Teil eines Gebäudes, das auf durchdachte Weise Gotteshaus und Räumlichkeiten für das Gemeindeleben miteinander verbindet. Dessen sakrale Funktion ist zwar sofort erkennbar, es wirkt jedoch ausgesprochen bescheiden. Ein Turm fehlt; die Glockenstube bildet zwar den höchsten Punkt und ist mit einem Kreuz ausgezeichnet, doch ist sie bloss als Erker ausgebildet. Der Rundbau des Schiffs ist auf das Dorfzentrum hin ausgerichtet. Stilvoll wirkt zudem das Pultdach, welches den mehrgliedrigen Bau in einem Zug nach oben abschliesst.

Die Ausgestaltung der Kirche erfolgte durch Jan Bossard und Alois Spichtig gemeinsam. Dabei orientierten sich die beiden am Lebensweg der Hl. Maria Magdalena. Deutlich wird dies schon beim Zugang zur Kirche: Die Platten bei der Strasse sind disparat verlegt, und einige weisen Brüche auf. Je näher man dem Eingang kommt, desto mehr gewinnen sie an Ordnung: Der Lebensweg wird umso ruhiger und klarer, je näher man Gott ist. An der Aussenwand seitlich vor dem Portal ist ein vier Meter langes Tonrelief eingelassen, das den Lebensweg von Maria Magdalena erzählt.

Innenraum
Das Innere der Kirche verweist ebenfalls mit einer vielschichtigen Zeichensprache auf den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Leben und der göttlichen Dimension. Das Pultdach steht für ein Zelt und damit auf das Unterwegssein Gottes mit den Menschen hindeutet. Die quadratische Platte des Altars ist von einem kreisrund gestalteten Bereich umgeben. Der Taufstein ist ebenfalls quadratisch, und aus seinem Becken läuft das geweihte Wasser in alle vier Himmelsrichtungen, was Bezug nimmt auf die vier Paradiesesströme. Das Dachfenster darüber lässt das Licht ins Dunkel einfallen. Die Decke wird von vier Säulen gestützt, welche durch ihre Positionierung in den runden Raum ebenfalls ein Quadrat einzeichnen. In diese Symbolik einbezogen ist auch die Gestaltung des Chorraums.

In den vier ebenfalls quadratischen Buntglasfenstern greift Alois Spichtig die Themen Schöpfung, Geburt Christi, Auferstehung und Reich Gottes auf. An der rechten Kirchenwand ist eine weiss gefasste thronende Maria mit Jesuskind angebracht.  Der liturgische Bereich ist durch zwei Treppenstufen vom Kirchenraum abgehoben. Im Boden unter dem Altar ist eine Reliquie des Hl. Nikolaus von Flüe eingelassen. Auf der linken Seite öffnet sich eine Nische für den Tabernakel, der, aus Bronze gefertigt, die Form eines Hauses hat. Links davon werden  die Heiligen Öle aufbewahrt. Darüber befindet sich das Ewige Licht, das seine Leuchtkraft durch einen Mauerdurchbruch direkt von der Sonne erhält. Das Holzkreuz zeigt die vier Wunden des Gekreuzigten; am oberen Kreuzesholm schliesst es mit einer dreigeteilten goldenen Krone ab. Karfreitag und Ostern werden so zusammengebracht, wobei – passend zum Namen der Kirche – die Osterfreude das Leid des Karfreitags überstrahlt.

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